Dr. Maria Schaumayer Stiftung
Stiftung zur Förderung von Frauenkarrieren
Rede von Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny
Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny ist seit 2008 Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat).
Rede beim Begräbnis von Dr. Maria Schaumayer, Wien am 2.2.2013
Maria Schaumayer war von 1990-1995 Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank. Ich weiß aus persönlichen Gesprächen mit ihr, dass sie diese Zeit und ebenso ihre Rolle als Regierungsbeauftragte zur Zwangsarbeiter-Entschädigung und die Einrichtung des österreichischen Versöhnungsfonds als die Höhepunkte ihres beruflichen Lebens gesehen hat.
Und auch aus der Sicht der OeNB zählt ihre Präsidentschaft zu den wichtigsten und ich darf sagen, fruchtbarsten Perioden in der langen Geschichte der OeNB. Es war eine Zeit des Optimismus und des Aufbauens. Die von Koren und Androsch gegen manchen Widerstand eingeführte Hartwährungspolitik zeigte ihre klaren Erfolge und Maria Schaumayer hat dieses Konzept stets kraftvoll und klar vertreten.
Wie ja insgesamt Energie und Klarheit für Maria Schaumayer charakteristisch waren. Ein Zitat, mit dem sie bei uns im Haus noch immer präsent ist, ist ihr Ausruf, frei nach Theresa von Avila: „Lieber Gott, lasst mich in allen wichtigen Belangen rasch erfüllt zur Sache kommen“ – und Gott hat ihr diese Bitte meist erfüllt.
Auf europäischer Ebene waren die Jahre ihrer Präsidentschaft die Zeit vor Österreichs Beitritt zur EU und der ersten Vorbereitungen für die europäische Währungsunion. In beiden Bereichen gab es nicht nur einen engagierten Einsatz der OeNB, sondern Maria Schaumayer hat auch persönlich ihr großes Prestige und ihre nicht unerhebliche Energie für die Überzeugungsarbeit für Europa eingesetzt.
Sie hat immer wieder privat und auch öffentlich betont, dass ihr Engagement für die europäische Integration dabei nicht nur auf guten ökonomischen Argumenten beruhte, sondern dass für sie das Zusammenwachsen Europas ein zutiefst empfundenes politisches Anliegen war.
Hier war sie bestimmt von der Erfahrung ihrer Generation, die die Schrecken des Krieges und der Not der Nachkriegszeit sehr bewusst erlebt hat und es als ihre Aufgabe sah, solche Schrecken für die Zukunft zu verhindern – auch das ist ein wichtiges Vermächtnis, das von Maria Schaumayer an uns weitergegeben wird.
Maria Schaumayer war gerne Präsidentin der OeNB und sie hat sich in diesem Amt einen exzellenten Ruf im In- und Ausland erworben. Sie war nicht nur weltweit die erste Frau an der Spitze einer Notenbank sie war vor ihrer Präsidentschaft im Bankwesen, in der OMV und in der Wiener Stadtregierung in führenden Positionen tätig. Durch diese Vielfalt von Erfahrungen in Wirtschaft und Politik verfügte sie über einen Horizont, der weit über den rein monetären Bereich hinausging und sie hat diese Vielfalt von Erfahrungen wirkungsvoll in die nationale und internationale Entscheidungsfindung eingebracht.
Maria Schaumayer war eine Persönlichkeit mit Charakter und ein Beispiel dafür, dass es möglich ist, eine klare weltanschauliche Orientierung mit höchster fachlicher Qualifikation und Objektivität der Amtsführung zu vereinbaren.
Ich selbst kenne Maria Schaumayer seit ihrer Zeit in der OeNB. Sie bleibt für mich und für viele, die sie kannten, ein Vorbild, wie man ein Arbeitsleben korrekt und mit vollem Einsatz führt und wie man nach einem Leben voll Aktivität das Alter würdig und mit Weisheit gestaltet. Sie hat sich Zeit genommen für die schönen Dinge des Lebens – wie Oper, Bridge, Sport - und sie hat die Bereiche, die ihr wichtig waren, weiterhin mit voller Energie - und auch mit dem Einsatz eigener Mittel - unterstützt.
Ein besonderes Anliegen war ihr die Förderung von Frauen und speziell die Verbindung mit Ausbildung und Wissenschaft. Die OeNB hat zu ihren Ehren das Dr. Maria Schaumayer Habilitationsstipendium für junge Wissenschaftlerinnen geschaffen, das an ihrer alma mater, der heutigen WU, ausgeschrieben wird. Viele junge Frauen, die mit Mitteln dieses Stipendiums ihre Habilitation fertigstellen konnten, wirken inzwischen bereits als Professorinnen an anerkannten Universitäten. Auf breiterer Basis unterstützte sie die Maria Schaumayer Stiftung zur Förderung von Frauen für Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die im Vorjahr ihr 20 Jahr-Jubiläum feiern konnte und sie war auch aktiv im Verband der Akademikerinnen Österreichs.
Auch in den letzten Jahren, als sie schon mit schweren Krankheiten zu kämpfen hatte, war sie stets voll Energie und von bewundernswerter Selbstdisziplin. Wir hatten noch ein schönes gemeinsames Essen mit Präsidium und Direktorium vor Weihnachten – und es hat mich dabei besonders berührt, als sie bei all ihrer Zurückhaltung betonte, welch eine starke Stütze für sie ihr Glaube war, wie sehr er für sie Orientierung war, schlicht ein anständiger und tüchtiger Mensch zu sein.
Und dieses Verhalten ist für uns in der Nationalbank, aber wohl für alle, die im privaten und öffentlichen Bereich tätig sind, ein wichtiges Vermächtnis Maria Schaumyaers, ein Vermächtnis das wir hochhalten wollen. Sie hat uns gezeigt, wie man ein aktives Leben in schwierigen Bereichen mit menschlichem Anstand und Würde verbindet. Liebe Frau Präsidentin– dafür danken wir dir!
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